Eine Ulmer Erfolgsgeschichte
Rund 160 Gäste feiern 15 Jahre Ulmer Modell
„Das einzig stetige ist der Wandel“ – mit diesen
Worten brachte Marcus Schurr, Absolvent und einer der Redner beim
Jubiläumskolloquiums des „Ulmer Modells“ der Hochschule Ulm, die
Herausforderungen insbesondere des dualen Studiums auf den Punkt. Aus den
Maschinenbauern der Vergangenheit sind Entwicklungsingenieure,
CAD-Konstrukteure oder Vibrationsexperten geworden. Die Industrie entwickelt
sich ständig weiter, und die Ausbildungspartner des „Ulmer Modells“ stehen
permanent vor der Herausforderung, die duale Ausbildung so anzupassen, dass sie
den geänderten Anforderungen weiterhin gerecht wird. Wie gut das dem „Ulmer
Modell“ bis jetzt gelungen ist, wurde am Mittwoch in der Aula der Hochschule
Ulm deutlich. |
Rektor Volker Reuter sprach in seiner Begrüßung von
einer „echten win-win-Situation für alle Seiten“: Die Studierenden
erhielten eine praxisbezogene Ausbildung, die Möglichkeit sich in einem
Unternehmen ihrer Wahl schon frühzeitig zu orientieren und neben dem Bachelor
als Ingenieur auch noch einen Facharbeiterbrief als Abschluss. Die Unternehmen
könnten gut ausgebildete Fachkräfte frühzeitig an sich binden und
integrieren. Und auch die Hochschule profitiere von den dualen Studiengängen.
Zum einen sei das duale Studienmodell ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung
vieler Studierenden für ein Studium an der Hochschule Ulm, zum anderen
wüssten die Studierenden des „Ulmer Modells“ durch die Bank mit sehr guten
Leistungen zu überzeugen. |
Vor 15 Jahren habe die Vernetzung von
Ingenieursausbildung und –studium bisher getrennte Ausbildungen zusammen
gebracht, und so zu einer idealen Verschmelzung von Theorie und Praxis
geführt, betonte IHK Ulm-Präsident Peter Kulitz. „Absolventen des Ulmer
Modells bringen ein hohes Maß an anwendungsbezogenem Wissen mit – sie
verkörpern genau jenen Ingenieurstypus, den die innovationsfreudige Industrie
der Region benötigt.“ Wie hoch die Akzeptanz der Absolventen bei „ihren“
Unternehmen ist, zeigt folgende Zahl: Nahezu 100 Prozent der Absolventen werden
laut IHK nach dem Studium von ihren Ausbildungsunternehmen übernommen. |
Pionier unter den dualen
Hochschulstudiengängen |
Mitte der 90er Jahre traf der Wunsch vieler
Unternehmen, „traditionell“ ausgebildete Fachhochschulabsolventen
einzustellen, die also vor ihrem Studium zunächst eine industrielle Ausbildung
durchlaufen hatten, auf eine entgegengesetzte Entwicklung an den
Fachhochschulen. Da es immer mehr Abiturienten gab, drängten auch immer mehr
Hochschulzugangsberechtige gleich nach der Schule in die Hochschulen, die nach
dem Studium direkt ins Berufsleben starten wollten. Aufgrund fehlender
Praxiserfahrung hatten jedoch viele Absolventen Probleme, direkt einen
Arbeitsplatz zu finden. Der damalige Prorektor der Hochschule, Gerhard Bauer,
suchte eine Lösung: So ein Studium müsste sowohl „den Bedingungen
akademischer Bildung als auch den Anforderungen der Industrie entsprechen“.
So wurde das Erfolgskonzept auf den Weg gebracht: Die vertieften Praxisphasen
des „Ulmer Modells“ wurden in den Semesterferien so in den Studienablauf
integriert, dass der akademische und der berufspraktische Abschluss in nur
viereinhalb Jahren erworben werden kann. Die Studierenden werden mit einer
Ausbildungsvergütung für ihren Fleiß belohnt. |
Von den Absolventen des ersten und zweiten Jahrgangs,
die aus ihren beruflichen Laufbahnen berichteten, arbeiten noch vier von sechs
Rednern heute bei dem Betrieb, bei dem sie ihre „Ulmer Modell“-Ausbildung
erhielten. Sie konnten sich während ihres Studiums ein gutes Netzwerk
innerhalb ihrer Betriebe aufbauen und wurden durch die Ausbildung des „Ulmer
Modells“ hervorragend auf ihre spätere Tätigkeit vorbereitet. Die Frage, ob
die ersten Studierenden nach dem Ulmer Modell „nur ein Prototyp, oder eher
eine 0-Serie“ gewesen sei, könne man fünfzehn Jahre später guten Gewissen
mit „eine sehr erfolgreiche 0-Serie“ beantworten, so Diplomingenieur
Andreas Bührle von den Wieland-Werken und Absolvent des ersten
Jahrgangs. |
Blick in die Zukunft |
Abschließend warf Stephanus Faller, Studienleiter des
Ulmer Modells im Maschinenwesen, einen Blick auf Gegenwart und Zukunft des so
hoch gelobten Modells. Rund 100 Studierende entschieden sich jedes Jahr für
diese Studienart. Um den Erfolg des Modells auch in Zukunft zu sichern, nannte
er zwei wichtige Entwicklungspunkte. Zum einen müsste das „Ulmer Modell“
der zunehmenden Internationalisierung begegnen. Auch kleinere Firmen sollten
ihren Studierenden vermehrt Praxisphasen im Ausland ermöglichen. Dies sei im
Zeitalter von „cross-cultural competence“ von höchster Bedeutung. Zum
anderen müsse das Angebot des „Ulmer Modells“ auch auf Masterstudiengänge
ausgedehnt werden. Als ersten Schritt will die Hochschule mit ihren Partnern
hier das Angebot eines „berufsbegleitenden Masters nach dem Ulmer Modell“
entwickeln. |
Begleitet von der Hochschulband ging nach dem Ende des
offziellen Festakts die Jubiläumsparty im Foyer vor der Aula bei Häppchen und
kühlen Getränken weiter. Zahlreiche Gäste nutzen die Gelegenheit mit
ehemaligen Professoren und Kommilitonen ins Gespräch zu kommen. Da die Partner
des „Ulmer Modells“ ein hohes Interesse am bleibenden Erfolg des
kooperativen Studiums haben, und Innovation und Qualität Säulen des Ulmer
Wirtschafts- und Forschungsraumes sind, stehen die Chancen gut, dass auch im
Jahr 2031 wieder eine Jubiläumsfeier zu Ehren des „Ulmer Modells“ steigen
wird. |
THU - Technische Hochschule Ulm
Rund 160 Gäste feiern 15 Jahre Ulmer Modell
Branche | Organisationen und Institutionen |
---|