Hochschule und Berufsschule forschen an Niedrigenergiehaus
Erkenntnisse sollen frühzeitig in Techniker- und Gesellenausbildung implementiert werden
Private Haushalte besitzen zunehmend
Photovoltaik-Anlagen – und es stellt sich mehr und mehr die Frage, wie der
eigenproduzierte Solarstrom zukünftig genutzt werden soll. Für die Besitzer
der Anlagen könnte es sinnvoll sein, den „überschüssigen“ Strom nicht
ins Verteilnetz einzuspeisen, sondern zur Wärme- und Kältegewinnung selbst zu
verwerten oder für eine spätere Nutzung zu speichern. |
Doch welche Möglichkeiten gibt es für Netzbetreiber,
den Strom intelligent zu einzusetzen und wie könnten funktionelle
Steuerungsstrukturen für elektrische Heizsysteme wie Wärmepumpen, Boiler und
Nachtspeicherheizungen aussehen? Eine Antwort auf diese Fragen wollen die
Forscher des Projekts NETCHEK-PV (NETzverträgliChes HEizen und Kühlen mit
PV-Strom) geben. Das mit Mitteln des UNW (Ulmer Initiativkreis nachhaltige
Wirtschaftsentwicklung e.V.) und der Solarstiftung Ulm finanzierte Projekt
startete Anfang Juni. Neben der Hochschule Ulm sind die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm
Netze GmbH als Netzbetreiber, die Technische Universität München und die
Robert-Bosch-Schule Ulm an dem Forschungsprojekt beteiligt. Darüber hinaus
unterstützen die Firmen Q3 Energie, Elektro Hofmann sowie Bartl-Wärmepumpen
das Projekt durch die Bereitstellung der notwendigen Geräte |
„Das Ziel unserer Forschungsarbeit ist es, die
Auswirkungen der gezielten Nutzung und Speicherung von Solarstrom zur Wärme-
und Kältegewinnung an einem realen Gebäude zu untersuchen“, erklärt Holger
Ruf, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Energie- und
Antriebstechnik der Hochschule Ulm. Die Sicht des Netzbetreibers und die
Entwicklung einer funktionellen Steuerungsstruktur für elektrische Heizsysteme
sollen dabei explizit berücksichtigt werden. |
Um reale Verbrauchsdaten generieren und bewerten zu
können, werden die Untersuchungen am „Plusenergie Projekthaus Ulm für
nachhaltige Energienutzung“ durchgeführt. Scheint dieses von außen noch ein
ganz normales Wohnhaus zu sein, wird beim Betreten schnell klar: Da steckt jede
Menge modernste Technik drin. Miteinander kombiniert sind die heute
verfügbaren Technologien wie Photovoltaik, Batteriespeicher, Pellet- und
Wärmepumpenheizung, thermische Energie-Schichtspeicher, eine Lüftung mit
Wärme- und Feuchterückgewinnung sowie eine Regenwassernutzungsanlage. |
„Unser Plan ist es, den Anteil an selbst erzeugter
Energie beim Eigenverbrauch zu erhöhen. Damit können die eigenen
Energiekosten gesenkt und gleichzeitig die Belastung für das Stromnetz
reduziert werden. Der Ausbaubedarf für die öffentlichen Netze könnte so
verringert werden“, erklärt Patrick Kober, der das Projekthaus mit seiner
Familie bewohnt. Als Berufsschullehrer der Robert-Bosch-Schule und Fachexperte
für Heizungssysteme arbeitet er selbst aktiv am Projekt mit.
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Um passende Systeme für das zukünftige, aktiv
steuerbare Stromnetz zu entwickeln, wurde das neu errichtete Niedrigenergiehaus
nahe Ulm mit Messtechnik und Datenaufzeichnung ausgestattet. Aus den Messdaten
erhält das Forscherteam wichtige Erkenntnisse über Stromnetzbelastungen und
Spannungsänderungen bei hoher Photovoltaik-Einspeisung. Am Hausanschluss und
an der Photovoltaikanlage messen intelligente Zähler den Energie-Bezug aus dem
Netz, die Erzeugung und schließlich die Einspeisung der Energie ins Netz.
Diese stellen zusammen mit ihrer verschlüsselten Kommunikation durch das
sogenannte „Smart Meter Gateway“ auch eine sichere Verbindung zum
Netzbetreiber her. Darüber hinaus wurde ein an der Hochschule Ulm entwickeltes
Datenerfassungs-System installiert, welches die Verbräuche der einzelnen
Räume oder besonderen Verbrauchsquellen wie der Waschmaschine oder Wärmepumpe
in hoher zeitlicher Auflösung misst. |
Das Projekt hat eine Laufzeit von 15 Monaten. Bis
dahin wollen die Forscher die Untersuchungen abgeschlossen haben und sie einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. „Mit den Forschungsergebnissen
möchten wir Anreize und Ideen für zukünftige Energie-Projekte und
Entscheidungen bieten“, so Ruf. Die Kooperation mit der Robert-Bosch-Schule
sei deshalb besonders wichtig für das Projekt. „Dort können die Ergebnisse
im Rahmen von Gesellen- und Technikerausbildungen frühzeitig im Handwerk
implementiert werden.“ |
THU - Technische Hochschule Ulm
Erkenntnisse sollen frühzeitig in Techniker- und Gesellenausbildung implementiert werden
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