Roboter – Moral und Fortschritt
„Kaum eine andere Technologie verändert unsere Arbeitswelt in einem derart hohen Tempo wie die Robotik“, erklärte Professor Manfred Wehrheim beim Ulmer Robotertag 2017. Ob in Fertigung, Logistik, Reha & Pflege, Landwirtschaft oder Haushalt – Roboter unterstützen und entlasten den Menschen immer häufiger oder ersetzen diesen ganz. Der Robotertag, der seit 2007 in Kooperation mit Mitsubishi Electrics an der Hochschule Ulm stattfindet, feierte 2017 10-jähriges Jubiläum. Das Expertentreffen beleuchtete nicht nur die neuesten Trends der Greifertechnik und der Servicerobotik, sondern setzte sich auch mit den ethischen Aspekten einer sich rasant verändernden Arbeitswelt auseinander. Hierfür konnte Oliver Bendel, einer der bekanntesten Informationsethiker im deutschsprachigen Raum, als Redner gewonnen werden.
Bendel lehrt als Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) im Bereich Wirtschaftsinformatik und forscht intensiv im Bereich Maschinen- und Informationsethik. In seiner Keynote ging der gebürtige Ulmer zunächst auf die lange Entwicklungsgeschichte autonomer Maschinen und künstlicher Intelligenz (KI) ein. Schon in der Antike gab es Erzählungen von künstlichen Lebewesen. Die berühmteste ist jene über die Büchse der Pandora, die in der griechischen Mythologie das Unheil in die Welt brachte. Bendel widersprach aber Befürchtungen, dass mit den enormen Entwicklungen im Bereich autonome Roboter und KI heutzutage eine neue Büchse der Pandora geöffnet würde. Zwar seien die Herausforderungen groß, aber grundsätzlich würden Roboter dem Menschen unangenehme und monotone Arbeiten, wie Fließbandarbeit, abnehmen und so Chancen für die individuelle Entfaltung schaffen. Um dies zu finanzieren, sei auch eine Robotersteuer denkbar.
Klar sei aber auch, dass es grundsätzliche Überlegungen geben müsse,
welche Grenzen Roboter in ihrem eigenständigen Handeln haben sollen. Das
Risiko einer „schönen neuen Welt“, sagte Bendel im Hinblick auf Huxleys
berühmten Roman, sei real: „Roboter entmündigen den Menschen. Sie nehmen
uns in Zukunft immer mehr Entscheidungen ab, die nur wir selbst treffen
sollten.“ Bendel sprach sich in diesem Zusammenhang auch dagegen aus, autonom
fahrenden Autos die Entscheidung über Leben und Tod im Unglücksfall zu
überlassen. In der anschließenden Diskussion wurde klar, dass ein
gesellschaftlicher Diskurs, wie weit wir als Gesellschaft in der Entwicklung
autonomer Maschinen gehen wollen und was für eine Gesellschaft zuträglich
ist, unabdingbar ist.
Kommissionieren mit Robotertechnik
Vielfältige Anwendungen und Entwicklungen beim Robotereinsatz konnten die Teilnehmer im Labor der hochschuleigenen Forschungsgruppe Servicerobotik Ulm live erleben. Gezeigt wurde dort ein Szenario aus dem Bereich der Intralogistik: Serviceroboter „Larry“ übernimmt autonom Kommissionierungsaufgaben und kommuniziert mit einer Flotte von Robotino-Robotern. Die Robotinos nehmen Aufträge entgegen, fahren selbstständig zu Roboter „Larry“, der die bestellten Artikel an die Robotinos übergibt, und liefern die Ware schließlich an eine Entladestelle. Elegant umfahren sie sich dabei gegenseitig ebenso wie plötzlich auftretende Hindernisse. Dieses Szenario zeigt, was bald schon Teil des Arbeitsalltags sein könnte. „Roboter können miteinander orchestriert Aufgaben erledigen und dem Menschen monotone, zeitraubende Tätigkeiten abnehmen“, erläuterte Professor Christian Schlegel, Leiter des Zentrums für Servicerobotik Ulm an der Hochschule.
Das Intralogistik-Szenario der
Servicerobotik Ulm im Video
THU - Technische Hochschule Ulm
10. Robotertag beschäftigt sich mit den ethischen Aspekten der Robotik
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